Johann Ludwig Bach
O Herr, ich bin dein Knecht (JLB19)
Cantate
Geschreven voor Rouwplechtigheid
Voor het eerst uitgevoerd: 24 nov 1724
Solisten SATB koor SATB orkest str cont
Totaal 27 delen, 4 koorwerken, 4 koralen
Trauermusik ter herdenking van hertog Ernst Ludwig I von Sachsen-Meiningen
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Bespreking
Die durchweg als ein doppelchöriges Werk angelegte Trauermusik bildet die weitaus größte und ambitionierteste unter den erhaltenen Kompositionen Johann Ludwig Bachs. Um die entsprechenden Dimensionen zu erreichen, erweiterte ein unbekannter Autor das von Herzog Ernst Ludwig verfasste Strophenlied zu einem dreiteiligen Libretto, in dem zwei neu gedichtete Passagen den ursprünglichen Text des Herzogs flankieren. Der gesamte Text durchschreitet ein kompliziertes, von echt barockem Pathos bestimmtes Programm, in dem die Trauer Schritt für Schritt überwunden wird und schließlich in eine Vision des ewigen Lebens mündet. So beschreibt der erste Teil das menschliche Leben als einen Kerker, in dem die Seele mit Ketten und Banden angeschmiedet ist. Diese Fesseln löst Gott durch den Tod, und die Seele kann, unbehelligt von den Netzen der höllischen Treiber, in die Freiheit entweichen. Mit dem Zerreißen der Ketten wird zugleich auch die Trughaftigkeit der Welt sichtbar, ihre Staffagen werden transparent und eröffnen den Blick auf "Satan, Tod und Sünde". Der zweite Teil der Trauermusik beschreibt den Aufstieg der Seele bis an die Pforten des Himmels-, nur noch aus der Ferne klingt in einem andächtigen Choral der Abschied der Hinterbliebenen nach, während sich dem nach vorn gerichteten Blick bereits das himmlische Jerusalem auftut. Indes sieht der bescheidene Herzog seinen Platz nur an der Peripherie des prachtvollen Himmelszelts: "In meines Gottes Himmelshaus ich nur das Pförtneramt such aus"; von dort aus will er in das Konzert der Seligen mit einstimmen. Der dritte Teil schließlich enthält die Danksagung der in den Himmel aufgenommenen Seel .
PRIMA PARS
1. Koor
O Herr, ich bin dein Knecht, | Vertaling op verzoek beschikbaar. |
deiner Magd Sohn. | |
Du hast meine Bande zurissen. | |
(Ps. 116/16) |
2. Recitatief
sopraan
Du Gottes Ebenbild, | |
wie sehr bist du zernichtet, | |
wie hat dich doch dein Fall | |
so elend zugerichtet, | |
wo ist die Freiheit hin, | |
in Geist, in Adern, Mut und Sinn, | |
ist auch darinnen dir | |
noch etwas überblieben, | |
das nicht der Sklaverei | |
als eigen zugeschrieben. |
3. Aria
sopraan
Ach ja, die Ketten und die Bande | |
hast du zusamt dem Odem mitgebracht. | |
Und in so harten Knechtschaftsstande | |
sind dir je mehr und mehr | |
die Fesseln schwergemacht. |
4. Recitatief
alt
Dein Will kann nicht das, was er sollte, wählen, | |
die Sinnen sind von wahrer Weisheit leer, | |
du kömmst und fährst dahin fast als von ohngefähr | |
und deine Lebenszeit ist leichtlich nachzuzählen. | |
So ist dein Eigentum nicht einmal dein, | |
weil ein tyrannisch Joch es sperrt in Schranken ein, | |
und du wirst nimmer dich so harten Zwang entheben, | |
wenn eine höhre Macht dir nicht will Kräfte geben. |
5. Aria
alt
O Herr, ich bin dein Knecht. | |
Und mag mich nimmer freigelassen nennen, | |
wo du nicht wirst von meinem Joch mich trennen | |
und setzen in das Bürger Recht, | |
wo ein gelöster Mund darf ohne Furcht bekennen. |
6. Recitatief
tenor
So kannst du aus dem Diensthaus kommen, | |
und werden dir die Fesseln abgenommen, | |
so wird der Hut und Ring dir wieder dargereicht, | |
und alles, alles, was die Freiheit zeigt, | |
der Wahrheit Gurt um deine Lenden, | |
des Glaubens Schild, die Pfeile abzuwenden, | |
der Helm des Heils zusamt des Geistes Schwert, | |
und Gottes Harnisch, der dich Kriegen lehrt, | |
da wirst du erst mit neu gerüsten Füßen | |
den freien Friedensweg zu wandeln wissen. |
7. Aria
tenor
Ob gleich aller Treiber Wut | |
dir sich wollte widersetzen, | |
wird doch dein entbundner Mut | |
sich entreissen ihren Netzen. |
8. Recitatief
bas
Ja, der, dem alle Macht ob allem Fleisch gegeben, | |
der zwischen sich und dir kaum rechnet einen Schritt, | |
wird dich recht aus dem Kerker heben, | |
durch dessen Pforte man ins Land der Freiheit tritt, | |
wo du ganz quitt und los vor allezeit entbunden | |
mit Freudenjauchzen kannst: Ich hab die Freiheit funden. |
9. Koor
Meine Bande sind zurissen. | |
Herr, es ist durch dich geschehn. | |
Drum kann ich zu meinen Füßen, | |
denen ich gehorchen müssen, | |
Satan, Tod und Sünde sehn. |
SECUNDA PARS
10. Duet (S,A) / Aria (B)
sopraan, alt, bas
(S/A) Ich suche nur das Himmelleben, | |
weil ich dein Knecht und Diener bin. | |
Dein Sohn von deiner Magd ergeben | |
und auch verpflicht mit Herz und Sinn, | |
der suchet nur dein Himmelreich, | |
mach Jesu mich zum Himmelszweig. | |
(B) Drum hast du mir nun auch zurissen | |
das hart und schwere Lebensband. | |
Ich lege mich zu deinen Füßen, | |
ergeb mich ganz in deine Hand. | |
Dieweil ich such das Himmelreich, | |
mach, Jesu, mich zum Himmelszweig. |
11. Koraal
tutti
Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott, | |
der du littst Marter, Angst und Spott, | |
für mich am Kreuz auch endlich starbst | |
und mir deins Vaters Huld erwarbst: | |
ich bitt durchs bitter Leiden dein, | |
du wollst mir Sünder gnädig sein. | |
Wenn ich nun komm in Sterbensnot | |
und ringen werde mit dem Tod. |
12. Duet
alt, tenor
Drum will ich auch Dankopfer bringen, | |
den Nam' des Herrn erheben auch. | |
Ja ich will ihm Loblieder singen, | |
nach aller Engel ihren Brauch, | |
dir "heilig, heilig" stimmen an, | |
wenn sie den großen Gott sehn an. |
13. Aria
bas
Das, was ich meinem Gott versprochen | |
und ein Gelübde hab getan, | |
dasselb soll auch sein ungebrochen | |
im Leben auf den Todesplan | |
ich meinem Gott getreu will sein, | |
er hol mich nur zum Himmel ein. |
14. Koraal
Wie du hast zugesaget mir | |
in deinem Wort, das trau ich dir: | |
Fürwahr, fürwahr, euch sage ich, | |
wer mein Wort hält und glaubt an mich, | |
der wird nicht kommen ins Gericht | |
und den Tod schmecken ewig nicht | |
und ob er gleich hier zeitlich stirbt, | |
mit nichten er drum gar verdirbt, | |
sondern ich will mit starker Hand | |
ihn reißen aus des Todes Band | |
und zu mir nehmen in mein Reich, | |
da soll er dann mit mir zugleich | |
in Freuden leben ewiglich, | |
dazu hilf uns ganz gnädiglich. | |
Ach Herr, vergib all unser Schuld, | |
hilf, daß wir warten mit Geduld, | |
bis unser Stündlein kommt herbei, | |
auch unser Glaub stets wacker sei, | |
deim Wort zu trauen festiglich, | |
bis wir einschlafen seliglich. | |
(Paul Eber, 1562) |
15. Duet
sopraan, alt
Drum Welt, ade, ich bin dein mude | |
nur meinen Jesum suche ich, | |
da finde ich den rechten Friede, | |
da kann ich leben seliglich; | |
ich will aus dieser Welt hinaus | |
zu Gott in sein groß Himmelshaus. |
TERTIA PARS
16. Aria & koraal
tenor, bas, SATB
Jerusalem, ich tu verlangen | |
doch dieses nicht auf dieser Welt | |
dort oben ist's, da werd ich prangen, | |
in meines Gottes Himmelszelt, | |
in meines Gottes Himmelshaus | |
ich nur das Pförtneramt such aus. | |
(Chor II) | |
Jerusalem, du hochgebaute Stadt, | |
wollt Gott, ich wär in dir. | |
Mein sehnlichs Herz so groß Verlangen hat | |
und ist nicht mehr bei mir; | |
weit über Berg und Tale, | |
weit über flaches Feld | |
schwingt es sich über alle | |
und eilt aus dieser Welt. | |
(Johann Matthäus Meyfart, 1626) | |
(B)Dann werd ich Halleluja singen, | |
gelobet sei der große Gott, | |
stets Halleluja soll erklingen | |
dem großen Gott, der reißt aus Not. | |
Stimmt alle an: Halleluja | |
(koor I/II) | |
Halleluja, Halleluja | |
(koor II) | |
Wenn dann zuletzt ich angelanget bin | |
ins schöne Paradeis | |
voll höchster Freud erfüllet wird der Sinn, | |
der Mund voll Lob und Preis | |
das Halleluja reine | |
man singt in Heiligkeit, | |
das Hosianna feine | |
ohn End in Ewigkeit. | |
(Johann Matthäus Meyfart, 1626) | |
(Koor I) | |
Mit Jubelklang, mit Instrumenten schon, | |
auf Chören ohne Zahl, | |
daß von dem Schall und von dem süßen Ton | |
sich regt der Freudensaal, | |
mit hunderttausend Zungen, | |
mit Stimmen noch viel mehr, | |
wie vom Anfang gesungen | |
das himmelische Heer. | |
(Johann Matthäus Meyfart, 1626) | |
(Koor I/II) | |
Halleluja, Halleluja |
17. Koor
Dir will ich Dank opfern | |
und des Herrn Namen predigen. | |
Ich will meine Gelübde dem Herrn bezahlen | |
für alle seinem Volk, | |
in den Höfen am Hause des Herrn, | |
in dir, Jerusalem. | |
Halleluja, Amen. Halleluja. | |
(Ps. 116/17-19) |
18. Recitatief
alt
Was ist der Mensch, Herr, daß du sein gedenkest, | |
wer bin ich, daß du mir so teure Gaben schenkest, | |
mir, dem leibeignen Knecht, | |
an dem von Mutterleib du hattest Herrenrecht; | |
mir, der ich mich von dir verlaufen, | |
und doch in fremde Sklaverei | |
durch meiner Sinnen Trügerei | |
hinwieder lassen mich verkaufen. |
19. Aria
alt
Dies macht dein Sohn. | |
Der mich von neuen hat erstritten, | |
da er die Strick und Band erlitten, | |
daß er sein Erbe brächt davon, | |
und da ich ewig sonst gebunden wär geblieben, | |
mit seinem teuren Blut den Lösbrief mir geschrieben. |
20. Recitatief
tenor
Befreit mich nun der Sohn, | |
so bin ich zwar recht frei, | |
wo aber finde ich die Gaben, | |
die mein Erlöser sollte haben | |
zum Denkmal, daß ich dankbar sei. | |
Die Farren sind schon dein | |
und wollt ich Weihrauch streuen, | |
so würde ich doch nur, | |
was dir gehöret, weihen. |
21. Aria
tenor
Lob und Dank zum Opfer geben, | |
seinen Namen hoch erheben, | |
wird er doch noch nehmen an. | |
Alles ander ist dein eigen | |
und mag an den Wert nicht steigen, | |
den du vor mir ausgetan. |
22. Recitatief
sopraan
Doch eines weiß ich noch, | |
mein frei Jahr ist gekommen, | |
du hast mich aus dem Stand | |
der Dienstbarkeit entnommen | |
und in dein Haus versetzt. | |
Mein Herr, ich hab dich lieb, | |
daß ich um deinen Dienst | |
gern meine Freiheit gieb, | |
bring mich vors Heiligtum | |
und laß da meine Ohren | |
an dessen Pfost und Tür durchbohren, | |
daß ich dein Knecht sei ewiglich, | |
und dann vor allem Volk | |
beständig preisen dich. |
23. Aria
sopraan
Da, da will ich dir bezahlen | |
was ich dir versprochen hab. | |
Mein Gelübde tragen ab | |
und zu ungezählten Malen | |
in dem Hof von deinem Haus | |
deine Herrschaft rufen aus. |
24. Recitatief
bas
Die Herrschaft, welche nur ein Seil der Liebe war, | |
die mich von Jugend auf als Sohn im Schoß geleget, | |
mir Mut und Kraft geschenkt, beschützet in Gefahr, | |
und ihr Gesetz ins Herz gepräget, | |
ja selbst auch ihre Macht hienieden anvertrauet, | |
daß mich ein Volk und Land als Vater angeschauet. |
25. Aria
bas
So viel Gnadengaben, | |
die du mir hast zugewandt | |
durch die Güte deiner Hand | |
müssen ja den Lobspruch haben, | |
daß du unter allen Herren Herr, | |
doch vielmehr Vater seist, | |
und davor durch deine Knechte | |
billig ewig wirst gepreist. |
26. Koor
SATB, strijkers, continuo
In dir, Jerusalem, | |
du neue Gottesstadt, | |
wo mitten in dem Stuhl | |
das Lamm den Wohnplatz hat, | |
der mich von Anbeginn | |
zu seinem Knecht ersah. | |
In dir will ich hinfort | |
nun Freudenopfer bringen, | |
und mit entbundner Zung | |
nebst Mahanahim singen. | |
Lob, Ehr, Preis, Herrlichkeit, | |
Lob, Ehr und Herrlichkeit | |
und Ruhm, Halleluja, Amen. | |
Halleluja. |
27. Koraal
Preis, Lob, Ehr, Ruhm, Dank, Kraft und Macht | |
sei dem erwürgten Lamm gesungen, | |
das uns zu seinem Reich gebracht, | |
und teur erkauft, aus allen Zungen, | |
in ihm sind wir zur Seligkeit bedacht | |
eh noch der Grund der ganzen Welt gemacht. | |
Ihr sieben Fackeln vor dem Thron | |
des Lamms, ihr Himmelsfreudengeister, | |
erhebt mit Jauchzen Gottes Sohn, | |
der unser König Hirt und Meister. | |
Lobt ihn mit uns gesamt in Ewigkeit, | |
seins Namens Ruhm erschalle weit und breit. | |
Des Stadt die schönste Zion ist, | |
mit Edelstein und Perlentoren, | |
erbaut zum Lobe Jesu Christ | |
für uns, die er sich auserkoren, | |
wir jauchzen dir mit Dank, Lob, Preis und Ruhm, | |
o Freud, o Licht, o Lust, o Lebensblum. |